Vor fast einem Jahr habe ich einen Artikel über die Open Source Software Piwik geschrieben und dabei die Grundfunktionen vorgestellt. Inzwischen habe ich einige Erfahrungen gesammelt, welche ich an dieser Stelle weitergeben möchte. Außer den einzelnen Statistiken, den Möglichkeiten der Zielverfolgung und der Berichterstellung wage ich vereinzelt auch einen Vergleich mit Google Analytics.
Webseite analysieren mit Piwik
Wie bereits in meinem damaligen Artikel beschrieben, wird Piwik auf dem eigenen Webserver installiert – ebenso wie bei Google Analytics wird zur Erfassung der Besuche ein Tracking-Code in den Quellcode integriert. Ist diese Arbeit erledigt, werden fortan sämtliche Besuche aufgezeichnet und fließen in die Statistik mit ein. Welche Statistiken das sind und was man damit anfangen kann, beschreibe ich jetzt im Einzelnen.
Besucher in Echtzeit
Das erste, was ins Auge fällt, sind die Besuche in Echtzeit. Dort bekommt man fortlaufend (live) die aktuellen Besucher präsentiert. Dabei werden kurz und knapp die wichtigsten Details zu dem Besuch angezeigt. Neben der Uhrzeit, der Besuchsdauer und Informationen zu Herkunftsland, Browser und Betriebssystem erhält man einen Hinweis darauf, wie der Benutzer auf die Seite gelangt ist. Besonders interessant sind die Besucher durch die Google-Suche. Hier erhält man nicht nur die Suchbegriffe geliefert, sondern bekommt auch das Google Ranking der eigenen Webseite für den jeweiligen Suchbegriff angezeigt.
Liste der Keywords
Die erfolgreichen Keywords können aber nicht nur über den „Live-Ticker“ analysiert werden. Die Liste der Suchbegriffe enthält sämtliche Keywords, mit denen Besucher auf die eigene Webseite gekommen sind. Hier zeigt sich meiner Meinung nach ein erstes Defizit von Piwik. Da sehr viele Internetnutzer bereits über das https-Protokoll suchen, bekommt Piwik diese Suchbegriffe nicht übermittelt. „Suchbegriff nicht definiert“ steht daher meist auf Position eins, womit diese Statistik nur bedingt aussagekräftig ist.
Bei Google Analytics findet sich kein solcher Eintrag. Da die Anzahl der Suchanfragen ungefähr gleich ist und auch die Suchbegriffe etwas anders verteilt sind, nehme ich mal an, dass Google die Suchbegriffe trotz https an Google Analytics weiterleitet. Sollte dem nicht so sein, bitte ich um Verbesserung (Kommentare). Die Verteilung der Suchmaschinen wird ebenfalls ausgegeben, wobei man diese durchaus Vernachlässigen kann. In meinem Fall, hat Google in den ersten fünf Monaten des Jahres einen Anteil von knapp 99%.
Zu welcher Tageszeit kommen die meisten Besucher?
Diese Statistik zeigt an, zu welchen Uhrzeiten die Webseite besonders häufig aufgerufen wird. Unterschieden wird dabei nach lokaler Zeit (des Benutzers) und nach Serverzeit (abhängig vom Standort des Webservers). Da ich ausschließlich Artikel in deutscher Sprache veröffentliche und auch der Webserver in Deutschland steht, sind diese Statistiken fast identisch.
Das abgebildete Diagramm sind die Besuchszeiten im Mai 2012. Wie man erkennen kann, haben auch Abends noch einige Besucher meinen Blog aufgerufen. Seit dem 8./9. Juni herum, brachen diese abendlichen Besuchszahlen allerdings deutlich ein – und zwar immer zu den Spielzeiten der Fußball EM. Nur ein Beispiel dafür, wofür derartige Statistiken nützlich sein können.
Auswertung der Besucherzahlen
Im Menüpunkt Besucher erhält man eine sehr gute Übersicht über die Entwicklung der Besuchszahlen. Neben einem Kurzbericht über Kennzahlen wie Besucher, durchschnittliche Aufenthaltsdauer, Absprungrate, Aktionen pro Besuch, Seitenaufrufe, Downloads und Ausgehende Verweise lässt sich die Entwicklung auch grafisch darstellen.
Jede der oben genannten Kennzahlen lassen sich in dem Graph abbilden, womit der Verlauf dieser Kennzahlen leicht abgelesen werden kann. Wie bei allen anderen Statistiken in Piwik lässt sich der Zeitraum der jeweiligen Werte frei definieren, was eine monatliche, wöchentliche oder auch tägliche Auswertung möglich macht.
Weitere Besucherstatistiken lassen eine Analyse der Betriebssysteme, Browser, Bildschirmauflösungen, Provider und Herkunft des Besuchers zu. Dort lässt sich unter anderem beobachten, wie hoch der Anteil mobiler Endgeräte (Smartphone, Tablet) ist. In meinem Fall ist dies übrigens ungefähr 1:10, Tendenz leicht steigend.
Aktionen und Seitenaufrufe analysieren
Ein weiterer wichtiger Bereich sind die Aktionen. Hier werden alle Interaktionen der Besucher ausgewertet. Man bekommt hier einen sehr guten Überblick darüber, welche Seite öfter aufgerufen wird, und welche eher wenig. Ebenso kann man erkennen, auf welchen Seiten die Besucher ankommen (Einstiegsseiten) und auf welchen Seiten sie die Webseite wieder verlassen (Ausstiegsseiten) – und wohin (Ausgehende Verweise, Downloads). Mein Favorit in dieser Kategorie ist allerdings die Seitenstatistik. Hier bekommt man tabellarisch die Besuchsstatistiken jeder einzelnen Seite angezeigt, auch die Entwicklung der (Unter-)seite kann graphisch dargestellt werden. Um die Möglichkeiten einmal anschaulich zu präsentieren habe ich mal zwei Artikel meines Blogs miteinander verglichen:
In diesem Beispiel lässt sich wieder sehr schön der Einfluss (sportlicher) Großveranstaltungen auf die Seitenaufrufe erkennen. Der Artikel über eine Software aus dem Bereich Fußball hatte kurz vor Beginn der EM 2012 sehr hohe Besuchszahlen, welche nach Beginn der Veranstaltung verständlicher Weise kontinuierlich zurückgingen. Währenddessen verzeichnete ein eher zeitloser Artikel über die gesamte Dauer recht konstante Seitenaufrufe.
Ziele definieren – Berichte ausgeben
Eine Sektion, die ich bisher noch nicht genutzt habe, sind die so genannten Ziele. Hier können selbstdefinierte Aktionen getrackt werden. Beispielsweise könnten die Aufrufe einer bestimmten externen Seite oder die Anzahl der Downloads einer Datei gezählt werden. Der Anwender hat hier zahlreiche Möglichkeiten, Statistiken, die nicht Bestandteil der Standardauswertung sind, zu erheben.
Im oberen Fensterbereich findet sich der Link zu den E-Mail-Berichten. Hierüber kann man sich täglich, wöchentlich oder monatlich per E-Mail mit den aktuellen Statistiken informieren lassen. Der Inhalt des Berichts kann selbst zusammengestellt werden. Die Ausgabe erfolgt entweder im HTML-Format oder in Form einer PDF-Datei. Die E-Mail kann an eine oder mehrere Adressen gleichzeitig gesendet werden. Diese Funktion ist besonders nützlich, wenn man die Webseiten seiner Kunden analysiert und diesen eine kompakte aber informative Übersicht zukommen lassen möchte.
Webseite analysieren, aber Datenschutz beachten
Ähnlich wie bei Google Analytics können die Besuche anonymisiert werden. In den Einstellungen findet sich unter dem Punkt Privatsphäre die Option, die letzten Bytes der IP-Adresse zu maskieren um somit keine Rückschlüsse mehr auf den jeweiligen Besucher ziehen zu können. In Deutschland sollte mindestens der letzte Block ausgeblendet werden. Sollte diese Funktion in der genannten Rubrik fehlen, muss unter Plugins zuerst die Erweiterung AnonymizeIP aktiviert werden. Danach ist die Maskierung der IP-Adresse möglich.
Ebenso wie bei Google Analytics können mehrere Webseiten analysiert werden. In den Einstellungen können neue Seiten hinzugefügt werden, wobei jede Seite Ihren eigenen Tracking Code erhält. Der Wechsel zwischen den Webseiten ist in Piwik innerhalb der Statistiken jederzeit möglich. In diesem Zusammenhang lohnt sich auch ein Blick in die Benutzerverwaltung. Wer einem Kunden den Einblick in die Piwik Statistiken seiner Webseite gewähren möchte aber mehrere Seiten mit einer Piwik Installation analysiert, der kann für jeden Kunden einen Zugang einrichten und die Berechtigungen entsprechend anpassen.
Technische Voraussetzungen
Voraussetzung für den problemlosen Betrieb der Piwik Installation ist ein performanter und aktueller Webserver. Hier sollte das Angebot auf dem inzwischen sehr großen Markt genau unter die Lupe genommen werden. Entweder man setzt auf einen qualitativ hochwertigen Webhoster, der genügend Speicher und Datenbanken in seinem Gesamtpaket zur Verfügung stellt, oder man mietet sich einen eigenen Webserver. Dies ist zwar im Gegensatz zum Webhosting-Tarif sehr teuer, jedoch lassen sich hier sämtliche (auch zukünftige) Voraussetzungen umsetzen. Ein weiterer Vorteil besteht darin, dass man selbst seine Domain kaufen und alle weiteren Einstellungen, wie z.B. DNS-Einstellungen selbst verwalten kann.
Ich persönlich bevorzuge den eigenen Server. Klar, es kostet mehr, jedoch sind auch in diesem Segment die Preise im Sinkflug. Gerade bei mehreren Projekten, die teilweise sehr spezielle Servereinstellungen benötigen, macht sich dieser Mehrpreis aber wieder bezahlt. Und um das Thema Webseite analysieren abschließend noch einmal aufzugreifen, eigene Webserver sind performanter, da Sie sich die Leistung nicht mit bis zu 50 anderen Kunden teilen müssen. Dies macht sich natürlich bei der Geschwindigkeit bemerkbar, was wiederum die Besucher Ihrer Webseite sehr erfreuen dürfte.